Lena Hermelink, eine Teilnehmerin der Fahrt, hat einen Bericht über die Fahrt und ihre Eindrücke geschrieben:
Am Ostermontag machte sich eine Gruppe aus Paderborn und der Umgebung auf den Weg nach Frankreich, um eine Woche in Taizé zu verbringen.
In Taizé treffen Christen der ganzen Welt, aller Konfessionen, zusammen. Es wird gemeinsam gesungen, gebetet, gelacht, gegessen und über Gott und die Welt geredet. Die Infrastruktur ist einfach gehalten. Geschlafen wird entweder in kleinen Baracken oder eigenen Zelten. Alles andere findet in der Kirche oder draußen statt. Besonders bekannt ist Taizé für den Stil der Gebete. Es werden Texte aus der Bibel auf verschiedensten Sprachen vorgelesen, es gibt jeweils einige Minuten Stille und es wird gesungen. Bekannt sind Lieder wie „Laudate omnes Gentes“, oder „Bleibet hier und wachet mit mir“. Die Lieder aus Taizé haben die Besonderheit, dass sie meistens aus nur einem Satz bestehen, der immer wieder wiederholt wird. Das hat den Vorteil, dass man spätestens nach dem dritten Mal mitsingen kann.
Die Geschichte von Taizé beginnt im Jahr 1942. Frère Roger gründete die Gemeinde in einer Kirche, die noch heute in Taizé steht. Mitten im Krieg, nicht weit der deutschen Front, schuf er einen Ort des Friedens. Dadurch, dass die Versöhnung unter Christen für ihn eine Selbstverständlichkeit war, ist die Gemeinde ökumenisch. Auch die Brüder von Taizé gehören unterschiedlichen Konfessionen an. Sie leben in Taizé von dem, was sie selbst herstellen.
Unser Treffen war am 01.04.2024 um 4.30 Uhr am Maspernplatz in Paderborn. In einem Reisebus ging es dann auf den Weg nach Frankreich. Die Fahrt verlief glücklicherweise ohne viel Stau, sodass wir reichlich Pausen machen konnten und trotzdem gegen 16 Uhr an unserem Ziel waren. Vor Ort bekamen wir eine kurze Einführung, was uns die Tage erwarten würde, bevor wir unsere Baracken und Zelte bezogen und anschließend zu Abend essen konnten. Das erste Gebet in Taizé ist immer ein besonderes Erlebnis. Es ist beeindruckend, mit so vielen Menschen in der großen Kirche zu sitzen und zu singen, die aufgrund ihrer Einfachheit von den Brüdern liebevoll „Turnhalle“ genannt wird.
Am nächsten Tag begann der normale Alltag mit Bibelstunden, Diskussionsrunden, gemeinsamem Essen, mit Gebeten, Gesang, Tanz und Spielen. Mit Ausnahme des An- und Abreisetages hat der Alltag in Taizé eine feste Routine. Der Tag beginnt mit dem Morgengebet und anschließendem Frühstück. Um 10 Uhr folgt die erste Bibeleinheit, bevor nach einer guten Stunde Freizeit das Mittagsgebet und Mittagessen anstehen. Nachmittags treffen sich die 15 bis 17-jährigen erneut in ihren Bibelgruppen, die älteren widmen sich ihrer ausgewählten Arbeit. Von Kochen und Abwaschen, über Nachtwache und Kinderbetreuung im Olinda, der Familienstätte, ist bei dem vielfältigen Angebot für jeden etwas dabei. Danach gibt es Tee. Mit dem Abendgebet, nach dem Abendessen, endet der feste Tagesplan. Wer möchte, darf noch in der Kirche bleiben. Meist wird dort noch bis tief in die Nacht gesungen. Alternativ gibt es das OYAK. Dort kann man singen, tanzen, noch mal etwas essen, oder sich einfach unterhalten. Und irgendwo findet sich immer eine Gruppe zum Werwolf spielen.
Neben dem festen Programm ist genügend Zeit, um sich mit Freunden zu treffen, neue Menschen kennenzulernen, zu spielen, sich auszuruhen, oder die Umgebung zu erkunden. Besonders beliebt: das Ortsschild von Taizé, der Dorfladen (Das Eis bekommt fünf Sterne), die Käserei eines Bauernhofes und freitags der Markt in Ameugny.
Eine Besonderheit für die 15–17-Jährigen gab es am Mittwoch. In den Bibelgruppen verbrachten sie gemeinsam 45 Minuten in Stille. „Try to do not think at all“ (versucht, an gar nichts zu denken), sagte Bruder Raphael vorher. Diese Stille war für die meisten ein beeindruckendes Erlebnis und noch einmal etwas anderes als die Stille während der Gebete.
Am Samstag fuhren traditionell einige nach Cluny, der nächsten größeren Stadt in der Nähe von Taizé, um ein bisschen mehr als nur das kleine Dorf Taizé zu sehen. Am Abend nahm sich Bruder Paolo Zeit für uns und wir konnten ihm Fragen zu Taizé und über das Leben als Bruder stellen.
Viel schneller als erwartet war es plötzlich Ende der Woche und es hieß Unterschriften sammeln, Nummern austauschen, gemeinsame Fotos machen und schließlich Abschied nehmen, von der Kirche, den Freunden, von Taizé.
Samstagabend nach dem Gebet fuhren wir bereits wieder zurück nach Paderborn, sodass wir am Sonntag früh um 10 Uhr wieder am Maspernplatz ankamen.
Zurück zu Hause wurde uns endgültig klar, was für eine wertvolle Erfahrung wir machen durften. Eine Woche voller Ruhe, Kraft und Lebensfreude, eine Woche in Frieden mit sich selbst, mit den Mitmenschen und mit Gott. Zurück zu Hause war nur noch wenig davon zu spüren. Der Alltag begann wieder, Stress, Schule, Arbeit, und der Abwasch, der 3 Tage vorher noch freiwillig gemacht wurde, war wieder anstrengend.
Gut ist, dass es jederzeit die Möglichkeit gibt, nach Taizé zurückzukehren. Das ganze Jahr über können Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 15 und 35 Jahren eine Woche in Taizé verbringen.
(Lena Hermelink)